
Der Geschmack einer Region
Die kulinarischen Hauptstädte Oregons
Letzte Änderung 22.04.2025
Eugene – die Stadt der Trüffel
In den dichten Wäldern rund um Eugene ruht ein kulinarischer Schatz im Dunkeln: Unter mächtigen Douglasien gedeihen im feuchten Waldboden wilde schwarze und weiße Trüffel. Wenn im Winter der Nebel zwischen den Stämmen hängt, beginnt die Saison der Trüffeljagd, die im Oregon Truffle Festival ihren gesellschaftlichen Höhepunkt findet. Entlang des Truffle Trails im nahegelegenen Newberg können Besucher im Februar und März, wenn das Klima mild und feucht ist, an geführten Trüffeljagden teilnehmen und sich durch raffinierte Trüffel-Menüs kosten. Mit Anbietern wie Black Tie Tours kann man mit einem professionellen Trüffelhund sogar auf eigene Faust durch den Wald streifen und nach dem schwarzen Gold suchen. Die zarten, intensiven Aromen der Oregon-Trüffel inspirieren auch Küchenchefs im ganzen Staat zu winterlichen Kreationen. Hinter der regionalen Delikatesse steht mittlerweile mehr als nur kulinarische Leidenschaft: Mykologen der Oregon State University erforschen nachhaltige Methoden zur Trüffelkultivierung, um das natürliche Vorkommen zu schützen und gleichzeitig den wachsenden Markt zu bedienen.
Salem – die Stadt der Kirschen
Wer im Frühling nach Salem kommt, wird von einem rosafarbenen Meer empfangen. Die Hauptstadt Oregons trägt nicht umsonst den stolzen Beinamen „Cherry City“ – ein Erbe, das bis in die Zeit um 1900 zurückreicht, als die Stadt zu einem der bedeutendsten Kirschanbaugebiete im pazifischen Nordwesten aufstieg. Der Grundstein für diese Tradition wurde bereits 1847 gelegt, als der weitsichtige Pionier Henderson Lewelling Hunderte Obstbäume, darunter zahlreiche Kirschsorten, über den beschwerlichen Oregon Trail transportierte. Die offizielle Ernennung zur „Cherry City of the World“ folgte 1907, nachdem eine außergewöhnliche Kirschenschau nationale Begeisterung auslöste. Die ersten Cherry Fairs entwickelten sich schnell zu einer städtischen Institution. Besonders eindrucksvoll zeigt sich dieses Erbe an den 151 Akebono-Kirschbäumen am Capitol Mall – ein blühendes Symbol der Städtefreundschaft mit dem japanischen Kawagoe. Wer tiefer in die landwirtschaftliche Vielfalt der Region eintauchen möchte, folgt dem Marion Farm Loop oder dem Great Oaks Food Trail.
Wenn am frühen Morgen dichter Nebel über den Hafen von Newport zieht, gleiten bereits die ersten Krabbenkutter durch die gefährliche Yaquina Bay Bar hinaus auf den offenen Pazifik. Mit routinierten Bewegungen werfen die Fischer ihre schweren Käfige ins Meer, um die begehrten Dungeness-Krabben (Pazifischer Taschenkrebs) zu fangen. Das Fleisch dieser Krustentiere gilt mit seinem zarten, leicht süßlichen Geschmack als Delikatesse. Die wirtschaftliche Bedeutung der Krebse ist enorm: Über 150 Millionen Dollar spült der Fang jährlich in die Wirtschaft Oregons. Seit 2007 trägt die Küstenstadt daher auch ganz offiziell den Titel „Dungeness Crab Capital of the World“. Was auf den Tellern der Gourmetrestaurants landet, ist das Ergebnis nachhaltiger Fangmethoden: Nur ausgewachsene männliche Exemplare dürfen gefangen werden, Weibchen und Jungtiere kehren zurück ins Meer – eine Praxis, die den Bestand seit Generationen sichert.
Independence – die Stadt des Hopfens
Zwischen den sanften Hügeln des Willamette Valley und dem gleichnamigen Fluss liegt Independence – ein Ort, der einst als „Hops Capital of the World“ Geschichte schrieb. Dank des idealen Klimas und der fruchtbaren Böden im Willamette Valley entwickelte sich die Region zum weltweit führenden Hopfenproduzenten, wobei Polk County in den 1930er Jahren sogar als größter hopfenproduzierender Landkreis der USA galt. Die Hopfenernte war nicht nur wirtschaftlich bedeutsam, sondern auch ein kulturelles Ereignis, das Tausende in die Region zog. Trotz Rückgangs durch Mechanisierung und Konkurrenz lebt die Erinnerung an diese goldene Ära bis heute weiter – etwa beim jährlichen Hop & Heritage Festival im September. Heute erlebt Independence eine Renaissance seiner Hopfenkultur, angetrieben vom Boom der Craft-Brauereien und der wachsenden Wertschätzung für regionale Zutaten. Nachhaltig wirtschaftende Familienbetriebe und kulinarische Routen wie der Great Oaks Food Trail knüpfen an diese Geschichte an.
Portland trägt viele Beinamen, doch keiner beschreibt die Leidenschaft dieser Stadt so treffend wie „Beervana“. Mit über 80 Brauereien im Stadtgebiet hat sich die größte Stadt Oregons zum unbestrittenen Epizentrum der amerikanischen Craft-Beer-Bewegung entwickelt. Die Biertradition begann in den 1980er Jahren, als visionäre Brauer wie die Widmer Brothers im heutigen Pearl District ihre ersten Sudkessel anheizten. Von klassischen Interpretationen wie dem Black Butte Porter von Deschutes bis zu experimentellen Kreationen von Great Notion oder Breakside Brewing findet hier jeder sein Bierglück. Frischen Wind bringen Nanobrauereien wie Little Hop Brewing, das 2020 in einer Garage entstand. Diese kleinen Braustätten setzen auf Kreativität statt Masse – oft ohne Pubs oder feste Öffnungszeiten. Bierfeste, Tasting-Touren und Vielfalt von glutenfrei bis familienfreundlich machen Portland zum Paradies für Bierfans, auch mit europäischen Einflüssen bei Zoiglhaus oder Kells.
Weitere Informationen zu Oregon unter www.traveloregon.de und www.traveloregon.com.